Luzern (ots) –

Der Krieg in der Ukraine, die Covid-19 Pandemie und die Klimaerhitzung führen zu einer weltweiten Mehrfachkrise. Eine Umfrage von Caritas Schweiz belegt, dass davon besonders stark die Menschen im Globalen Süden betroffen sind. Um dort eine Hungersnot zu verhindern, muss auch die Schweiz jetzt dringend handeln. Caritas Schweiz stellt in einem neuen Positionspapier konkrete Forderungen an Bundesrat und Parlament.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat einmal mehr deutlich gemacht, welch empfindliche Abhängigkeiten in unserem Weltwirtschaftssystem existieren. Die Krisenanfälligkeit zeigt sich auf dramatische Weise beim internationalen Ernährungssystem und trifft vor allem die Menschen im Globalen Süden. Durch den Krieg verursachte Preissteigerungen bei Getreide, fossilen Treibstoffen und Düngemitteln haben die Ernährungssituation in armen Ländern massiv verschärft, wie eine Umfrage von Caritas Schweiz in 20 ihrer Einsatzländer zeigt. Viele dieser Länder waren bereits zuvor von der COVID-19-Pandemie wirtschaftlich betroffen, sind hoch verschuldet und kämpfen mit den existenzbedrohenden Folgen der Klimakrise.

Beitrag für das Welternährungsprogramm rasch erhöhen

Caritas fordert von Bund und Parlament kurz- und langfristige Massnahmen, um die Ernährungssouveränität der Länder des Globalen Südens zu erhöhen und ihre Abhängigkeiten abzubauen. Der Beitrag für das Welternährungsprogramm muss in diesem Jahr mindestens gleich hoch sein wie 2021, das heisst rund 100 Millionen CHF. Um eine kurzfristige Eskalation der Hungerkrise zu verhindern, sollte der Betrag erhöht und so rasch wie möglich bereitgestellt werden. Darüber hinaus soll sich die Schweiz und ihre Diplomatie auf internationaler Ebene verstärkt dafür einsetzen, dass die durch Russland blockierten Getreidevorräte in der Ukraine möglichst rasch exportiert werden können.

Schuldenerlass für arme Länder voranbringen

Auch langfristig muss die Schweiz mehr finanzielle Mittel zu Verfügung stellen, um die humanitäre Arbeit und die weltweite Bekämpfung der Klimakrise voranzubringen. Die Schweiz hat bisher weder in der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit noch bei der internationalen Klimafinanzierung ihre Verpflichtungen und Zusagen eingelöst. Dies gilt es nun unbedingt nachzuholen. Caritas Schweiz fordert daher konkret, dass die Schweiz ihre jährlichen Ausgaben für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit auf 1 Prozent des Bruttonationaleinkommens erhöht.

Ein weiteres Ziel muss die Entschuldung von armen Ländern sein. Der Schweiz stehen viele Wege offen, finanzielle Entlastung zu gewähren. Eine effiziente und rasch umsetzbare Möglichkeit ist, dass die Schweiz ihre sogenannten Sonderziehungsrechte beim Internationalen Währungsfonds (IWF) weitergibt. Auf diesem Weg können Währungsreserven, welche die Länder vom IWF zugeteilt bekommen, gegen ausländische Devisen eingetauscht werden. Finanzschwache Staaten würden dadurch dringend notwendige Liquidität erhalten und ihr finanzieller Handlungsspielraum würde erhöht. Die Schweiz kann es finanziell verkraften, ihre Sonderziehungsrechte armen Ländern zur Verfügung zu stellen, die jetzt von der Krise besonders betroffen sind.

Pressekontakt:

Für weitere Auskünfte steht Ihnen Livia Leykauf, Leiterin Abteilung Kommunikation, E-Mail: lleykauf@caritas.ch, Telefon: 041 419 22 37 zur Verfügung.

Hinweis an die Redaktionen: Das Positionspapier “Weltweite Mehrfachkrise – die Schweiz muss dringend handeln” steht unter www.caritas.ch/positionspapiere zum Download bereit.

Näheres zur Umfrage der Caritas Schweiz in ihren Projektländern zu den Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die Versorgungssituation vor Ort findet sich unter www.caritas.ch/md-ernaehrungskrise.

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