Obwohl es mittlerweile weltweit viele vegane Restaurants gibt, ist es dennoch schwierig, wenn Veganer mit Freunden und Familie essen gehen wollen. Nicht jedes Restaurant bietet eine grosse Vielfalt an veganen und vegetarischen Gerichten.

Eine Ausnahme sind die indischen Restaurants.

Indien hat eine lange vegetarische Tradition. Viele Gerichte sind von Natur aus vegan oder können leicht angepasst werden, um sie vegan zu gestalten. Über Jahrtausende hinweg hat die indische Kultur pflanzliche Ernährung entwickelt und verfeinert. Der Anbau und Verzehr von Getreide, Hülsenfrüchten, Gemüse und Gewürzen war immer ein wichtiger Teil des täglichen Lebens und diese Tradition hat zu einer vielfältigen, kreativen Küche geführt, die auf einer breiten Palette pflanzlicher Zutaten basiert.

Zudem begünstigt das heisse und tropische Klima in vielen Teilen Indiens den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln wie Reis, Linsen, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse. Dagegen war die Fleischverarbeitung und -lagerung aufgrund der klimatischen Bedingungen früher oft schwieriger, was ebenfalls zur Beliebtheit von pflanzlicher Ernährung beitrug.

In Indien sind Hülsenfrüchte, Linsen und Bohnen  einfach die Hauptquellen für Proteine. Gerichte wie Dal (Linsengericht), Chana Masala (Kichererbsen-Curry) und Rajma (Bohnencurry) sind reich an pflanzlichen Proteinen und ersetzen oft vollkommen das Fleisch als Proteinquelle in der Ernährung. Der Fleischverzicht hat aber auch religiöse und kulturelle Gründe.


Scharfe, würzige Pasten und Saucen sind typisch für die indische Küche. (Bild: Foto-Anbieter Santhosh Varghese – shutterstock.com)

Vegane Elemente in der indischen Küche

Hülsenfrüchte (Dal):

Viele indische Gerichte basieren auf Linsen, Kichererbsen und Bohnen, die in verschiedenen Currys und Eintöpfen verarbeitet werden. Diese proteinreichen Gerichte sind oft rein pflanzlich.

Gemüsegerichte (Sabzi)

Indische Gemüsecurrys oder “Sabzis” werden aus saisonalem Gemüse wie Auberginen, Blumenkohl, Kartoffeln oder Spinat zubereitet. Sie sind oft vegan, wenn sie nicht mit Ghee (Butterschmalz) gekocht werden.

Reisgerichte

Reis ist eine wichtige Beilage und wird oft mit Gewürzen wie Safran, Kardamom und Kreuzkümmel verfeinert. Klassiker wie Biryani können in ihrer veganen Variante mit Gemüse statt Fleisch zubereitet werden.

Indisches Brot

Brotarten wie Roti oder Chapati sind oft vegan, da sie nur aus Mehl, Wasser und Salz bestehen. Naan hingegen enthält oft Joghurt oder Butter, kann aber in veganen Versionen angeboten werden.

Chutneys und Pickles

Viele Chutneys (z. B. aus Kokosnuss, Minze oder Tomaten) und Pickles (eingelegtes Gemüse) sind ebenfalls vegan und verleihen den Gerichten zusätzlichen würzigen Geschmack.

Kokosmilch statt Joghurt

In südindischen Gerichten wird oft Kokosmilch anstelle von Milchprodukten verwendet, was diese Gerichte vegan macht. Diese Variante ist vor allem in Currys beliebt, die traditionell cremig sind.

Anpassungen für vegane Ernährung

Obwohl einige Gerichte Joghurt, Sahne oder Ghee enthalten, lassen sich diese Zutaten leicht durch pflanzliche Alternativen ersetzen. In vielen indischen Restaurants können Gäste ihre Gerichte vegan bestellen, indem sie diese Produkte weglassen.


Bunt, vielfältig mit viel Gemüse: Indisches Essen. (Bild: Abhishek Sah Photography – shutterstock.com)

Was ist typisch für die indische Küche und indische Restaurants?

Die indische Küche ist bekannt für ihre Vielfalt, die reichhaltigen Aromen und die Verwendung einer breiten Palette von Gewürzen. Sie spiegelt die kulinarischen Traditionen eines Landes wider, das in verschiedenen Regionen und Kulturen verwurzelt ist. Ein Besuch in einem indischen Restaurant bedeutet daher oft eine Reise durch die verschiedenen Geschmackswelten Indiens.


Cremige Saucen mit vielerlei Gewürzen sind typisch indisch. (Bild: Arts Sinan n – shutterstock.com)

Typische Merkmale der indischen Küche

Vielfalt an Gewürzen und Kräutern

Die indische Küche verwendet eine aussergewöhnliche Vielfalt an Gewürzen: Dazu gehören Kurkuma, Kreuzkümmel, Koriander, Ingwer, Kardamom, Zimt und Bockshornklee. Garam Masala ist eine der bekanntesten Gewürzmischungen und wird in vielen Gerichten verwendet, um ihnen Tiefe und Wärme zu verleihen. Das geschickte Zusammenspiel dieser Gewürze verleiht der indischen Küche ihre charakteristischen Aromen.

Vegetarische und vegane Vielfalt

Indien hat insbesondere in den Regionen Gujarat und Tamil Nadu eine grosse vegetarische Tradition. Gerichte wie Dal (Linsengericht), Sabzi (Gemüsegerichte) und Paneer (indischer Frischkäse) sind fester Bestandteil der indischen Küche. Viele indische Restaurants bieten eine reiche Auswahl an diesen vegetarischen und veganen Gerichten. Daher sind indische Restaurants für Veganer die erste Anlaufstelle, wenn sie kein rein veganes Restaurant in der Nähe haben.

Currys und Saucen

Currys sind in Indien weit verbreitet und können stark in ihrer Zusammensetzung und Intensität variieren. Sie bestehen aus einer Basis aus Tomaten, Zwiebeln und Joghurt oder Kokosmilch und werden mit einer Vielzahl von Gewürzen verfeinert. Zu den bekanntesten Curry-Gerichten gehören Chicken Tikka Masala, Butter Chicken und verschiedene Linsengerichte.

Beilagen wie Reis und Brot

Reis, insbesondere Basmati-Reis, ist ein Grundnahrungsmittel in der indischen Küche. Aber auch Brotarten wie Naan, Roti oder Paratha spielen eine wichtige Rolle. Diese Brotsorten werden oft frisch in Tandoor-Öfen gebacken und dienen als perfekte Ergänzung zu würzigen Currys.

Tandoori-Gerichte

Der Tandoor, ein traditioneller Lehmofen, wird in vielen indischen Restaurants verwendet, um Fleisch und Brot zuzubereiten. Tandoori-Hähnchen oder Lamm, das in einer Joghurt-Gewürz-Marinade eingelegt und dann gegrillt wird, ist besonders beliebt.

Chutneys und Pickles

Chutneys aus Mango, Minze oder Tamarinde sowie würzige Pickles ergänzen viele Gerichte und bieten einen frischen, manchmal scharfen Kontrast zu den oft cremigen Currys.


Hausgemachte indische Chapati oder Roti. (Bild: Tati Liberta – shutterstock.com)

Was erwarten Gäste von einem indischen Restaurant?

1. Authentische Aromen

Gäste, die in ein indisches Restaurant gehen, erwarten authentische indische Aromen und Gewürzkombinationen. Die Gerichte sollten eine gewisse Komplexität und Tiefe haben, die typisch für die indische Küche ist. Auch wenn sie möglicherweise an die westlichen Geschmäcker angepasst sind, sollten die Speisen dennoch die Essenz der indischen Kochkunst bewahren.

2. Vielfalt auf der Speisekarte

Viele Gäste schätzen die Vielfalt und erwarten, dass sowohl vegetarische als auch nicht-vegetarische Optionen angeboten werden. Eine gut balancierte Speisekarte mit verschiedenen Currys, Tandoori-Spezialitäten und Beilagen ist ein Muss. Indische Restaurants sollten auch auf unterschiedliche Schärfegrade der Gerichte eingehen und den Gästen die Wahl lassen, wie scharf ihr Essen sein soll.

3. Exotisches Ambiente und Atmosphäre

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist das Ambiente. Viele Gäste erwarten eine warme, einladende Atmosphäre mit typisch indischen Dekorationselementen, die den Besuch zu einem Erlebnis machen. Indische Musik, farbenfrohe Stoffe und authentische Einrichtungselemente tragen dazu bei, das Restaurant von anderen abzuheben.

4. Freundlicher Service

In indischen Restaurants spielt der Service eine grosse Rolle. Gäste schätzen freundliches, aufmerksames Personal, das sich mit den Gerichten auskennt und Empfehlungen geben kann. Besonders wichtig ist, dass auch auf individuelle Wünsche wie die Anpassung von Schärfe oder das Weglassen bestimmter Zutaten Rücksicht genommen wird.

5. Preis-Leistungs-Verhältnis

Viele Gäste erwarten in einem indischen Restaurant ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Portionen sollten grosszügig und die Qualität der Zutaten hochwertig sein, um den Preis zu rechtfertigen. Beliebt sind aber auch luxuriöse indische Restaurants, die man zu besonderen Anlässen aufsucht.


Indisches Essen ist sehr gesellig. (Bild: SKwebsolutions – shutterstock.com)

Warum ist indisches Essen so scharf und was kann man dagegen tun?

Indisches Essen ist bekannt für seine Schärfe, was auf die Verwendung von scharfen Gewürzen und Chilischoten zurückzuführen ist. Die Vorliebe für würziges Essen in Indien hat kulturelle, klimatische und gesundheitliche Gründe. Mit den scharfen Gewürzen können Bakterien und Keime unschädlich gemacht werden.

Die scharfen Gewürze sollen zudem den Stoffwechsel ankurbeln, die Durchblutung und die Verdauung fördern. Nicht alle Regionen Indiens essen gleich scharf. In südindischen und westindischen Regionen ist das Essen oft schärfer als im Norden. Zum Beispiel verwenden Gerichte aus dem Süden häufig viel Chili und Pfeffer, während in der nordindischen Küche Sahne, Joghurt und Ghee oft die Schärfe mildern.

Tipps, wenn man Schärfe nicht gut verträgt

Nach milderen Varianten fragen: Viele indische Restaurants bieten die Möglichkeit, die Schärfe nach Geschmack anzupassen. Fragen Sie explizit nach “mild” oder “weniger scharf”.

Joghurt und Lassi als Gegenmittel: In Indien ist Joghurt ein traditionelles Begleitgericht zu scharfem Essen. Raita, ein Joghurt mit Gurke oder Minze, oder ein Glas Lassi (ein kühles Joghurtgetränk) können die Schärfe mildern und die brennende Wirkung von Chili reduzieren.

Bestimmte Gerichte vermeiden: Einige indische Gerichte sind von Natur aus weniger scharf, wie z. B. Korma, ein mildes Curry mit Sahne und Nüssen, oder Dal (Linsengericht), das oft nur leicht gewürzt ist. Auch Tandoori-Gerichte wie Tandoori-Hähnchen oder Paneer (indischer Frischkäse) sind in der Regel weniger scharf als viele Currys.

Vorsicht bei Saucen und Pickles: Einige Saucen und eingelegte Beilagen (Pickles) sind extrem scharf. Diese sollten Sie vermeiden, wenn Sie empfindlich auf Schärfe reagieren. Auch Chutneys können je nach Zubereitung scharf sein, besonders solche mit Chili.

Milchprodukte statt Wasser: Wenn Sie dennoch etwas zu Scharfes gegessen haben, sollten Sie zu Milchprodukten greifen, um die Schärfe zu mildern. Joghurt, Lassi oder Milch sind effektiver als Wasser, da die in Milch enthaltenen Fette die Schärfe von Capsaicin (dem Wirkstoff in Chilischoten) neutralisieren.

Suche nach Kokosmilch-Gerichten: In der südindischen Küche wird häufig Kokosmilch verwendet, die eine kühlende Wirkung hat und die Schärfe der Gerichte oft ausgleicht. Gerichte wie veganes Kokosnuss-Curry oder Kokos-Linsen-Suppen sind mild und trotzdem reich an Aromen.



 

Titelbild: Tatiana Baibakova – shutterstock.com