Das Thunfischangebot mit MSC-Nachhaltigkeitssiegel wächst weltweit. Doch noch immer sind einige Bestände überfischt. Marine Stewardship Council mahnt zu noch mehr Nachhaltigkeit

Thunfisch ist in aller Munde, Thunfisch wird praktisch in jedem Land der Erde konsumiert, Thunfische werden zudem weltweit in fast allen Meeren gefangen. Allerdings: Längst noch nicht so nachhaltig, wie es sein könnte. Ihre Beliebtheit sorgt nämlich auch für steigende Fangmengen und die bedrohen einige der nur insgesamt 23 Bestände in den Weltmeeren.

Am 2. Mai findet daher der „Welt-Thunfischtag“ statt, den die Vereinten Nationen 2016 erstmalig mit dem Ziel ausriefen, Konsumenten, Politiker, Entscheider und Handel auf diese aussergewöhnliche Fischart aufmerksam zu machen und zum Nach- und Umdenken anzuregen. Thunfisch, so die Haltung des Marine Stewardship Council (MSC) ist eine wertvolle Ressource. Und Nachhaltigkeit gibt es nicht umsonst. Sie erfordert Investitionen, Veränderungen und Kontrollen.

Dass Fischereien in aller Welt nachweislich immer mehr auf die Umweltverträglichkeit, auf den Zustand von Fischbeständen und die Wahl und Verbesserung ihrer Fangmethoden achten, ist auch dem MSC anzurechnen: Von der offiziell weltweit angelandeten Fangmenge (laut UNFAO rund 5,8 Millionen Tonnen im Jahr 2019) machen die Fänge mit MSC-Siegel aktuell annähernd 30 Prozent (28,89 %), nämlich 1,67 Millionen Tonnen aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es erst 700.000 Tonnen.

„Nachhaltigkeitslücke schliesst sich“

In der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) wächst das Angebot nachhaltiger Thunfischprodukte mit MSC-Siegel von 25.740 (Zeitraum: 2019/20) auf 38.860 Tonnen (Hochrechnung für 2021). Damit hält die Dreiländerregion weltweit das mit Abstand grösste nachhaltige Thunfischangebot vor (Zuwachs in der Schweiz von 6747 Tonnen auf 8119 Tonnen; in Österreich sinkt das Volumen von 645 auf 525 Tonnen).

Stefanie Kirse, Leiterin des MSC Deutschland/Österreich/Schweiz: „Diese Entwicklung im Thunfischsegment war lange fällig und ist sehr erfreulich! Je deutlicher der Handel – und die VerbraucherInnen – Fisch aus nachhaltiger Fischerei einfordern, umso grösser der Anreiz für Fischereien, ihre Fangaktivitäten auf nachhaltige Beine zu stellen. Auf dieser Grundannahme fusst unser Programm. Es ist schön zu sehen, dass sich die Nachhaltigkeitslücke, die es beim Thunfisch gibt, ein Stück weit schliesst.

Dass nach den Sortimentsumstellungen der vergangenen Jahre heute weltweit knapp 30 Prozent des verkauften Thunfischvolumens aus kontrolliert nachhaltiger Fischerei stammen, ist positiv. Doch es bedeutet im Umkehrschluss leider auch weiterhin: Knapp 70 Prozent kommen noch immer ohne kontrollierte Nachhaltigkeit und ohne gesicherte Rückverfolgbarkeit auf unsere Teller.

Für mehr Nachhaltigkeit in den Weltmeeren

Laut eines 2020 veröffentlichten Berichts der Vereinten Nationen1 konnten zwischen 2014 und 2019 acht Thunfischbestände wieder auf eine gesunde Bestandsgrösse anwachsen, wodurch sich die Zahl der überfischten Thunfischbestände von 13 auf fünf reduzierte. Nach neuesten wissenschaftlichen Daten der International Seafood Sustainability Foundation2 haben derzeit weltweit 65 Prozent aller Thunfischbestände eine gesunde Bestandsgrösse, 13 Prozent sind überfischt und 22 Prozent befinden sich in einem Zwischenbereich.

Mit Blick auf die jeweiligen Arten heisst das konkret:

  • Der Grossaugenthun-Bestand im Atlantik, der Gelbflossenthun im Indischen Ozean sowie der Blauflossenthun im Pazifik sind weiterhin überfischt.
  • Der Gelbflossenthun im Ostpazifik und der südliche sowie der atlantische Blauflossenthunfisch-Bestand befinden sich im gelben Bereich.
  • Alle Bestände des Echten Bonito und die meisten Bestände des Weissen Thun (Ausnahme: Weisser Thunfisch im Mittelmeer) sind derzeit in einem guten Zustand.

Damit stehen die Thunfischbestände besser da als der Durchschnitt aller kommerziell befischten Arten, von denen laut UN FAO derzeit mehr als 34 Prozent überfischt sind.

Einen umfassenden Überblick über die einzelnen Thunfischarten, das Angebot in Supermärkten, Fangmethoden und die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte bietet der aktuelle, interaktive Thunfischbericht des Marine Stewardship Council: thunfischbericht.msc.org

 

1 Outcomes of the UN Food and Agriculture Organization Common Oceans ABNJ Program, UN FAO Webseite, Januar 2020.
2 International Seafood Sustainability Foundation Report, März 2021

Quelle: Marine Stewardship Council
Titelbild: Symbolbild (© Guido Montaldo – shutterstock.com)